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29.03.2010 Schwäbische Zeitung

Musikstücke inspirieren Künstler zu spontanen Werken

(Trossingen/sz) Improvisation ist das Gebot der Stunde gewesen: Faszinierende “Klang-Bilder" entstanden am Samstagnachmittag bei einer Kunstaktion, zu der Peter Hoch und der Kunstverein Trossingen eingeladen hatten. Fast hundert Liebhaber zeitgenössischer Kunst und Musik waren in den Bau V gekommen, um sich überraschen zu lassen.


Von unserer Mitarbeiterin  Cornelia Addicks

Fünf Bildende Künstler und zwei Musiker aus der Region ließen sich auf das von Hoch geplante Experiment ein. Schon die Wahl der Formate zeigte die unterschiedlichen Ansätze: Sie reichte von 15 mal 15 Zentimeter bis zu acht mal 2,8 Meter.
Ein gutes Dutzend der kleinen Blätter hatte Panka Chirer-Geyer auf dem Boden ausgebreitet. Die aus Delft stammende Künstlerin hat ihr Atelier im Hohner-Areal und arbeitete bei der Aktion gemeinsam mit Ulrich Schanz, einem akribischen Tusche-Zeichner aus Villingen-Schwenningen. "Wenn schon bei der Musik improvisiert wird, wollten wir auch experimentieren", sagte Schanz zu seiner ersten Kooperation mit der Kunstmalerin. Auf dem Boden liegend, zeichnete er haarfeine Motive auf die von Chirer-Geyer mit Acrylfarben, Pigmenten, Asche und Schellack vorbereiteten Rahmen im Format 80 mal 80. Schanz ließ sich dabei eher von den leisen Tönen des Trios leiten: Ätherisch flirrte die Mundharmonika von Naoko Nebl, einer früheren Weltmeisterin in ihrem Fach. Albrecht Barth aus Bernau entlockte einer seiner sieben Blockflöten zarte Töne, Peter Hoch selbst lotete die hellsten Klangbereiche seines KOTAMO dabei aus. Dieses sicher einmalige Instrument, das sich Hoch in der Schweiz bauen ließ, ist eine Kombination aus einer japanischen Koto, einem 27-Saiten-Monochord und einer indischen Tambura.

Doch auch kraftvolle, pulsierende Musik schallte durch den großen hellen Raum im Untergeschoss des Bau V. Diese regte vor allem den Rottweiler Künstler Josef Bücheler an: Der 73-Jährige hatte drei Blätter Zerkall-Bütten im Format 70 mal 48 auf dem Arbeitstisch eingespannt und fügte im Rhythmus der Musik tiefe Schnitte aus, die er anschließend mit Graphit akzentuierte.
Auch Axel Heil aus Dauchingen ließ sich von den Schallwellen inspirieren: Auf den gut 22 Quadratmetern seines Werks hatte er in Schwarz mehrfach das japanische Schriftzeichen für Musik schabloniert, das aus den Begriffen für "Töne" und "Bewegung" besteht. Mit langen Pinseln, kleinen Spritzpistolen und verschiedenen Haushaltsgegenständen legte Heil dann kräftige Farbspuren.
Aufmerksamkeit erregte auch der Trossinger Maler und Designer Gerhard Messner mit seinen Collagen im Format 50 mal 150 Zentimeter: Als Grundierung wählte er Putze und Eigenmischungen, fügte dann Elemente aus der Hohner-Produktion "als Assoziation" hinzu und kolorierte die Werke sorgsam mit Acrylfarben und Pigmenten.
"Alles präzise offen lassen", hatte Peter Hoch bei seiner Einführung als Devise der Kunstaktion genannt. Dass es das Publikum aber schon nach dem ersten Stück des Trios nicht mehr auf den Plätzen hielt, weil es die bildenden Künstler aus der Nähe bei der Arbeit beobachten wollte, hatte Hoch nicht einkalkuliert. So musste er um Ruhe bitten, damit die Tonaufzeichnungen in guter Qualität erfolgen konnten.
I: Die entstandenen "Klang-Bilder" werden vom Montag, 12.April bis Freitag, 30. April (Finissage um 17 Uhr) im Foyer der Musikhochschule ausgestellt. Eine CD mit Bild und Ton der Veranstaltung ist dann erhältlich.
(Erschienen: 29.03.2010 12:50)