04.12.2009 Neckarquelle |
Vom Schrank auf das PodestGerhard Messner hat zwei Figuren für den Chorraum der evangelischen Kirche in Schura restauriertSeit dem Kirchweihsonntag ist die evangelische Kirche in Schura um zwei Schmuckstücke reicher geworden: Zwei Figuren, die einstmals die alte Kirche im Chorraum vor der Restaurierung im Jahr 1957 zierten, ziehen die Blicke der Besucher schon beim Betreten der Kirche auf sich.Schura. Die Schurarer Kirche wurde vor 272 Jahren gebaut. Ob damals eine Orgel eingebaut wurde, sei nicht sicher „aber im Jahr 1853 wurde eine Orgel eingebaut, diese stand vorne im Chor auf einer Empore und war geschmückt mit drei Figuren: auf der Seite der Kanzel „König David“, auf der Seite der Liedtafel „Königin Musica“und ganz oben in der Mitte ein Engel mit der Posaune“, erklärte Pfarrer Paul Dengler. Die Figuren lagen 50 Jahr lang in einem Schrank auf der Bühne im Pfarrhaus, und beim Bau der neuen Orgel, die genau vor einem Jahr eingeweiht wurde, habe man sich an diese Figuren erinnert. Zwei davon wurden im Laufe des Jahres auf Beschluss des Kirchengemeinderates vom Trossinger Künstler und Restaurator Gerhard Messner fachmännisch restauriert. Messner hat die Figuren in altmeisterlicher Technik – in Kaseintechnik, wie sie für Skulpturen angewandt wird – restauriert. Es war auch der Vorschlag von Gerhard Messner, die Figuren als Übergang ein wenig über die Höhe der Liedtafel anzubringen, sodass die Figuren in Bezug zur neuen Orgel stehen und der Formverlauf der Orgel zum Chorraum aufgenommen wird. Die hierfür notwendigen Konsolen aus Holz wurden von Hans Kohler nach den Formen der Buntsandsteinkonsolen im Chorraum angefertigt. Die Restaurierung habe absolut Sinn gemacht, war von Gerhard Messner zu erfahren, die Skulpturen seien sehr typische Arbeiten aus der Zeit von etwa 1850. Die farbliche Gestaltung hat Messner angepasst. „Ich habe die Töne im Glasfenster und der Orgel aufgenommen und somit einen Bezug geschaffen.“ Auch der Engel mit Posaune hätte vom Zustand her restauriert werden können, allerdings habe dieser vom Platz her nicht gepasst. Diese Figuren wollen nicht nur den Kirchenraum verschönern, sondern sagen bei genauer Betrachtung auch etwas aus. Pfarrer Paul Dengler erklärte: „Der König David ist auf der Seite der Kanzel angebracht, also auf der Seite der Verkündigung. Er steht fest, aufrecht, nicht starr, sondern bewegt, mit einer gewissen Leichtigkeit. Dies zeigt die leichte Neigung seines linken Beines. Er trägt ein blaues Obergewand und ein purpurrotes Untergewand. Das sind die klassischen Königsfarben, sie geben ihm eine königliche Würde. Blau ist die Farbe der Treue und auch die Farbe, die das Himmlische zum Ausdruck bringt. Beide Farbtöne finden wir auch im Chorfenster bei dem Heiligenschein des guten Hirten. Auch die Königin Musica trägt ein Ober- und Untergewand in Blau und Rot, aber heller und leichter. Ihre ganze Haltung ist etwas leichter, sie ist in Bewegung. Ihre recht Hand ist frei, ihr rechter Fuß angewinkelt. Ihr Obergewand öffnet sich und hängt in lockerer Weise über den linken Arm. Ihr Offenes wallendes Haar betont ihre Fraulichkeit. Der Faltenwurf ihres Gewandes ist auch leicht und bewegt und man könnte in dieser Bewegung die Form eines Notenschlüssels erkennen, während die Innenseite ihres Gewandes orangenfarben ist, orange symbolisiert das Leben. Beide Figuren sind gleich groß, sie harmonieren, sind aufeinander angelegt als Mann und Frau, König und Königin, Bräutigam und Braut. Sie gehen aufeinander zu, dies zeigt sich in den leicht gewinkelten Beinen. Sie gehen aber nicht nur aufeinander, sondern auch auf die Gemeinde zu und sie lenken den Blick der Gemeinde in den Chorraum, denn die Konsolen auf denen sie stehen, kehren im Chorraum wieder. Im Chorraum steht die Orgel und das Silber der Orgel bei der Musica kehrt wieder in den Pfeifen der Orgel im Chor. Im Chorraum ist das Glasfenster mit dem guten Hirten in den Farben Rot, Blau und Orange – diese Farben sind auch in den beiden Figuren und das Gelb im Fenster erscheint als Gold bei den Figuren. So besteht die Verbindung zwischen den Figuren und dem guten Hirten im Glasfenster. Alles ergänzt sich: Das eine betont das andere, das eine weist auf das andere hin. iko |