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Presse
23.07.2010 Ludwigsburger Kreiszeitung

KORNTAL-MÜNCHINGEN

Brüderarbeit unter einem Dach

Im Raum der Stille: Künstler Gerhard Messner, Brüdergemeinden-Vorsteher Dieter Messner, Geschäftsführer Wolfgang Lorenz, Pfarrer Jochen Hägele und Architekt  Johannes Frey (von links).

Im Raum der Stille: Künstler Gerhard Messner, Brüdergemeinden-Vorsteher Dieter Messner, Geschäftsführer Wolfgang Lorenz, Pfarrer Jochen Hägele und Architekt  Johannes Frey (von links).

Bild: Ramona Theis

 

Nach rund fünf Jahren Planungs- und zwei Jahren Bauzeit wird das Gemeindezentrum der evangelischen Brüdergemeinde Korntal heute um 15 Uhr in einem Festakt eingeweiht. Das multifunktionale Gebäude beeindruckt auf vier Ebenen mit ausgeklügelter Technik, zukunftsweisender Energieversorgung und modernem Design.

Noch sieht das Gemeindezentrum ein bisschen aus wie eine Baustelle. An allen Ecken wird fleißig verlegt, gereinigt und eingeräumt. „In den letzten 24 Stunden beginnt immer die heiße Phase“, sagt Ulrike Mörk lachend.
Sie ist mit Johannes Frey für die Architektur des 6,7 Millionen Euro teuren Gebäudes verantwortlich. Die beiden Leonberger Architekten stehen im Erdgeschoss. Hier befindet sich das Herzstück des Gebäudes. „Diese Saalebene war eine statische Herausforderung“, sagt Frey. „Schließlich wollten wir einen multifunktionalen Raum schaffen, der transparent und gleichzeitig ästhetisch ist.“ Das Foyer hat unter anderem 358 Plätze, eine Bühne und ein Taufbecken für Erwachsene. Zudem wird es hier ab September ein öffentliches Café geben.

Höhepunkt im Dachgeschoss ist ein Raum der Stille. Er wurde vom Maler und Designer Gerhard Messner gestaltet. Er sagt: „Das Konzept basiert auf dem Thema Sonnenaufgang. Den habe ich symbolisch in einem Wand- und Glasbild umgesetzt. Als verbindendes Glied habe ich eine 2,80 Meter hohe Christus-Stele gebaut.“ Dieter Messner, weltlicher Vorsteher der Brüdergemeinde, fügt hinzu: „Dieser Ort bietet die Möglichkeit, sich zurückzuziehen und nachzudenken.“ Der Raum der Stille soll wie eine offene Kirche den ganzen Tag über zugänglich sein.
Bemerkenswert ist auch die Technik, die für das Zentrum verarbeitet wurde. So kann der Gottesdienst per Liveschaltung in die Seminarräume übertragen werden. Zudem sind die Räume mit Projektoren und Anschlüssen für Laptops ausgestattet. Und auch in puncto Energieversorgung hat das Gemeindezentrum eine Besonderheit zu bieten: 33 Geothermie-Sonden nutzen die Erdwärme und machen das Zentrum unabhängig von fossilen Energieträgern. Die Geothermie ist übrigens der einzige Kostenfaktor, der mit 350 000 Euro durch ein Bankdarlehen finanziert wurde. In rund 13 Jahren wird die Anlage sich aber selbst getragen haben.

Ramona Demetriou

(Erschienen: 23.07.2010 Ludwigsburger Kreisschau)

 
29.03.2010 Schwäbische Zeitung

Musikstücke inspirieren Künstler zu spontanen Werken

(Trossingen/sz) Improvisation ist das Gebot der Stunde gewesen: Faszinierende “Klang-Bilder" entstanden am Samstagnachmittag bei einer Kunstaktion, zu der Peter Hoch und der Kunstverein Trossingen eingeladen hatten. Fast hundert Liebhaber zeitgenössischer Kunst und Musik waren in den Bau V gekommen, um sich überraschen zu lassen.


Von unserer Mitarbeiterin  Cornelia Addicks

Fünf Bildende Künstler und zwei Musiker aus der Region ließen sich auf das von Hoch geplante Experiment ein. Schon die Wahl der Formate zeigte die unterschiedlichen Ansätze: Sie reichte von 15 mal 15 Zentimeter bis zu acht mal 2,8 Meter.
Ein gutes Dutzend der kleinen Blätter hatte Panka Chirer-Geyer auf dem Boden ausgebreitet. Die aus Delft stammende Künstlerin hat ihr Atelier im Hohner-Areal und arbeitete bei der Aktion gemeinsam mit Ulrich Schanz, einem akribischen Tusche-Zeichner aus Villingen-Schwenningen. "Wenn schon bei der Musik improvisiert wird, wollten wir auch experimentieren", sagte Schanz zu seiner ersten Kooperation mit der Kunstmalerin. Auf dem Boden liegend, zeichnete er haarfeine Motive auf die von Chirer-Geyer mit Acrylfarben, Pigmenten, Asche und Schellack vorbereiteten Rahmen im Format 80 mal 80. Schanz ließ sich dabei eher von den leisen Tönen des Trios leiten: Ätherisch flirrte die Mundharmonika von Naoko Nebl, einer früheren Weltmeisterin in ihrem Fach. Albrecht Barth aus Bernau entlockte einer seiner sieben Blockflöten zarte Töne, Peter Hoch selbst lotete die hellsten Klangbereiche seines KOTAMO dabei aus. Dieses sicher einmalige Instrument, das sich Hoch in der Schweiz bauen ließ, ist eine Kombination aus einer japanischen Koto, einem 27-Saiten-Monochord und einer indischen Tambura.

Doch auch kraftvolle, pulsierende Musik schallte durch den großen hellen Raum im Untergeschoss des Bau V. Diese regte vor allem den Rottweiler Künstler Josef Bücheler an: Der 73-Jährige hatte drei Blätter Zerkall-Bütten im Format 70 mal 48 auf dem Arbeitstisch eingespannt und fügte im Rhythmus der Musik tiefe Schnitte aus, die er anschließend mit Graphit akzentuierte.
Auch Axel Heil aus Dauchingen ließ sich von den Schallwellen inspirieren: Auf den gut 22 Quadratmetern seines Werks hatte er in Schwarz mehrfach das japanische Schriftzeichen für Musik schabloniert, das aus den Begriffen für "Töne" und "Bewegung" besteht. Mit langen Pinseln, kleinen Spritzpistolen und verschiedenen Haushaltsgegenständen legte Heil dann kräftige Farbspuren.
Aufmerksamkeit erregte auch der Trossinger Maler und Designer Gerhard Messner mit seinen Collagen im Format 50 mal 150 Zentimeter: Als Grundierung wählte er Putze und Eigenmischungen, fügte dann Elemente aus der Hohner-Produktion "als Assoziation" hinzu und kolorierte die Werke sorgsam mit Acrylfarben und Pigmenten.
"Alles präzise offen lassen", hatte Peter Hoch bei seiner Einführung als Devise der Kunstaktion genannt. Dass es das Publikum aber schon nach dem ersten Stück des Trios nicht mehr auf den Plätzen hielt, weil es die bildenden Künstler aus der Nähe bei der Arbeit beobachten wollte, hatte Hoch nicht einkalkuliert. So musste er um Ruhe bitten, damit die Tonaufzeichnungen in guter Qualität erfolgen konnten.
I: Die entstandenen "Klang-Bilder" werden vom Montag, 12.April bis Freitag, 30. April (Finissage um 17 Uhr) im Foyer der Musikhochschule ausgestellt. Eine CD mit Bild und Ton der Veranstaltung ist dann erhältlich.
(Erschienen: 29.03.2010 12:50)

 
04.12.2009 Neckarquelle

Vom Schrank auf das Podest

Gerhard Messner hat zwei Figuren für den Chorraum der evangelischen Kirche in Schura restauriert

Seit dem Kirchweihsonntag ist die evangelische Kirche in Schura um zwei Schmuckstücke reicher geworden: Zwei Figuren, die einstmals die alte Kirche im Chorraum vor der Restaurierung im Jahr 1957 zierten, ziehen die Blicke der Besucher schon beim Betreten der Kirche auf sich.

Schura. Die Schurarer Kirche wurde vor 272 Jahren gebaut. Ob damals eine Orgel eingebaut wurde, sei nicht sicher „aber im Jahr 1853 wurde eine Orgel eingebaut, diese stand vorne im Chor auf einer Empore und war geschmückt mit drei Figuren: auf der Seite der Kanzel „König David“, auf der Seite der Liedtafel „Königin Musica“und ganz oben in der Mitte ein Engel mit der Posaune“, erklärte Pfarrer Paul Dengler. Die Figuren lagen 50 Jahr lang in einem Schrank auf der Bühne im Pfarrhaus, und beim Bau der neuen Orgel, die genau vor einem Jahr eingeweiht wurde, habe man sich an diese Figuren erinnert. Zwei davon wurden im Laufe des Jahres auf Beschluss des Kirchengemeinderates vom Trossinger Künstler und Restaurator Gerhard Messner fachmännisch restauriert. Messner hat die Figuren in altmeisterlicher Technik – in Kaseintechnik, wie sie für Skulpturen angewandt wird – restauriert. Es war auch der Vorschlag von Gerhard Messner, die Figuren als Übergang ein wenig über die Höhe der Liedtafel anzubringen, sodass die Figuren in Bezug zur neuen Orgel stehen und der Formverlauf der Orgel zum Chorraum aufgenommen wird. Die hierfür notwendigen Konsolen aus Holz wurden von Hans Kohler nach den Formen der Buntsandsteinkonsolen im Chorraum angefertigt. Die Restaurierung habe absolut Sinn gemacht, war von Gerhard Messner zu erfahren, die Skulpturen seien sehr typische Arbeiten aus der Zeit von etwa 1850. Die farbliche Gestaltung hat Messner angepasst. „Ich habe die Töne im Glasfenster und der Orgel aufgenommen und somit einen Bezug geschaffen.“ Auch der Engel mit Posaune hätte vom Zustand her restauriert werden können, allerdings habe dieser vom Platz her nicht gepasst.
Diese Figuren wollen nicht nur den Kirchenraum verschönern, sondern sagen bei genauer Betrachtung auch etwas aus. Pfarrer Paul Dengler erklärte: „Der König David ist auf der Seite der Kanzel angebracht, also auf der Seite der Verkündigung. Er steht fest, aufrecht, nicht starr, sondern bewegt, mit einer gewissen Leichtigkeit. Dies zeigt die leichte Neigung seines linken Beines. Er trägt ein blaues Obergewand und ein purpurrotes Untergewand. Das sind die klassischen Königsfarben, sie geben ihm eine königliche Würde. Blau ist die Farbe der Treue und auch die Farbe, die das Himmlische zum Ausdruck bringt. Beide Farbtöne finden wir auch im Chorfenster bei dem Heiligenschein des guten Hirten. Auch die Königin Musica trägt ein Ober- und Untergewand in Blau und Rot, aber heller und leichter. Ihre ganze Haltung ist etwas leichter, sie ist in Bewegung. Ihre recht Hand ist frei, ihr rechter Fuß angewinkelt. Ihr Obergewand öffnet sich und hängt in lockerer Weise über den linken Arm. Ihr Offenes wallendes Haar betont ihre Fraulichkeit. Der Faltenwurf ihres Gewandes ist auch leicht und bewegt und man könnte in dieser Bewegung die Form eines Notenschlüssels erkennen, während die Innenseite ihres Gewandes orangenfarben ist, orange symbolisiert das Leben.
Beide Figuren sind gleich groß, sie harmonieren, sind aufeinander angelegt als Mann und Frau, König und Königin, Bräutigam und Braut. Sie gehen aufeinander zu, dies zeigt sich in den leicht gewinkelten Beinen. Sie gehen aber nicht nur aufeinander, sondern auch auf die Gemeinde zu und sie lenken den Blick der Gemeinde in den Chorraum, denn die Konsolen auf denen sie stehen, kehren im Chorraum wieder. Im Chorraum steht die Orgel und das Silber der Orgel bei der Musica kehrt wieder in den Pfeifen der Orgel im Chor. Im Chorraum ist das Glasfenster mit dem guten Hirten in den Farben Rot, Blau und Orange – diese Farben sind auch in den beiden Figuren und das Gelb im Fenster erscheint als Gold bei den Figuren. So besteht die Verbindung zwischen den Figuren und dem guten Hirten im Glasfenster. Alles ergänzt sich: Das eine betont das andere, das eine weist auf das andere hin. iko
 
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